Foto: privat
Totilas Pythagoras Dampfroß Dingo v. Tresor
Laura v. Paßvan
Pechmarie Tempelhüter v. Perfectionist xx
Panik v. Red Prince II xx
Tontaube Pilger Luftgott v. Coronel
Palasthüterin v. Tempelhüter
Tonart Löwenjäger v. Löwe
Tonleiter v. Tempelhüter
Loni Perserfürst Port Arthur Pilger v. Luftgott
Porta v. Tempelhüter
Danzig Löwe v. Markeur
Damenschwester v. Dampfroß
Lore Abstammung infolge Kriegsereignissen verloren gegangen
Brand der doppelten Elchschaufel

Libelle

Dunkelbraun, geb. 8.2.1952,
Z./Az.: Lange, Vogelsdorf
gest. 1972

1961-1972 Gestüt Nannhofen

10 Zuchtjahre / 10 Fohlen






Die Familie

als Linientafel

Die dunkelbraune Libelle kam 1961 neunjährig über die Reitpferdeauktion in den Nannhofener Stall. Die Rantzau-gezogene DLG-Anwärterin, die bereits gute Fohlen gebracht hatte, galt als zuchtuntauglich. Sie war ein hervorragendes Reitpferd in Nannhofen, bis sie nach einem Sturz im Gelände lahmging und so erneut zum Zuchteinsatz kam. Mit ihr nahm die lange Jahre zahlenmäßig wohl stärkste Linie in Nannhofen ihren Ausgang. Libelle, ihre Töchter und Enkelinnen waren durch die Bank sehr zuverlässige und fruchtbare Stuten. Ganz "nebenbei" zählen die weiblichen Vertreterinnen dieser Familie zu den erfolgreichsten Ausstellungsstuten in Bayern - Stuten wie Liuba, Lillemor und Lobby kann, was die Schauerfolge angeht, gerade mal eine Griseldis das Wasser reichen. Auf diese Stuten konnte Baroness Lotzbeck sich hundertprozentig verlassen, wenn es um die Beschickung von Familien- und Züchtersammlungen ging. Die hatten die schicken Nasen immer vor der Konkurrenz, und das nicht nur wegen ihres edlen Typs, sondern vor allem wegen ihrer überragenden Gangmanier und ihres einheitlichen Zuschnitts.

Libelles Vater war der wohl beste Hengst, der im Krieg aus Trakehnen gerettet werden konnte, der abzeichenlose Dunkelbraune Totilas, ein Sohn des unvergleichlichen Pythagoras - schon vom weitem an dessen Kopf als solcher zu erkennen! - und ein Enkel des Linienbegründers Dampfroß. Totilas, der bis ins hohe Alter vor Energie nur so sprühte und erst mit 27 Jahren von der züchterischen Bühne abtreten musste, war in seinem Blutbild gefestigt durch eine Inzucht in der 3.-4.-4.-5. Generation auf Tempelhüter, die Totilas-Mutter entstammt der interessanten Paarung zweier Tempelhüter-Enkel. Schon durch die Zahl seiner Töchter nahm Totilas eine absolute Ausnahmestellung in der Trakehnerzucht nach dem Krieg ein. 40 Jahre nach seinem Tod darf man die schwarzbraune Rantzauerin Schwalbe, Mutter der Webelsgrunder Spitzenstute Schwarze Schwalbe, als seine beste bezeichnen. Über seinen Söhnen allerdings schwebte kein guter Stern, sie gingen entweder sehr früh ein oder verschwanden im Ausland in der Versenkung.

Libelles Mutter Loni war eine Vollschwester zur Mutterstute Lia aus dem Gestüt Schmoel, deren Enkelin Livia (v. Pindar xx u.d. Lisette v. Totilas) die Mutter des im Rheinland und in der Trakehnerzucht sehr geschätzten und verdienten Rappen Garamond war. Aus demselben Zweig der Stutenfamilie ging der in jüngerer Zeit vielbeachtete Beschäler Lehndorff's (v. Marduc u.d. Legende IX v. Lucado u.d. Lucky v. Gunnar u.d. Lisette v. Totilas) hervor. Loni war eine Tochter des Fuchses Perserfürst, der sehr treu in der Weitergabe von Rittigkeit war. Perserfürst entstammte der Zuchtstätte Scharffetter, die sich mit Impuls in der frühen Nachkriegszeit ein Denkmal gesetzt hat und heute wieder mit der amtierenden Landessiegerstute Niedersachsen-Nordwest, Insterfee v. Kennedy, und ihren Söhnen (Prämienhengst In Petto, Siegerhengst In Flagranti) und Töchtern (In Zukunft, In Farbe und In Vita) für viel Furore sorgte.

Libelle lieferte der Nannhofener Zucht mit Libussa, Linda, Lido und Liberté (alle v. Pindar xx) hervorragende Töchter, von denen sich Linda in der Zuchtstätte Thurmann, Lido im Gestüt Hörstein und Liberté in England bewährten. Linda ist u.a. Großmutter des hervorragenden Lutz v. Schwärmer, der als Deckhengst und Dressurpferd in Westaustralien Furore machte. Lido begründete in Hörstein einen Stamm überdurchschnittlicher Stuten, aus dem immer wieder auffällige Modelle hervorgingen.

Foto: Hengstbuch links: Libussas Sohn Leibjäger stand zunächst im Zuchtbezirk Westfalen und ging dann in die USA

rechts: Lutz aus der Zucht Thurmann/Pflaumdorf ging auf der Körung 1982 nach Australien und bewährte sich dort im Dressursport und in der Zucht

Foto: unbekannt

Libussa blieb die Exponentin dieser Familie im Gestüt Nannhofen. Alle ihre Fohlen - zehn stammten von Kassio und je eines von Cornelius und von Koree - waren sehr groß, dabei aber harmonisch. Herausragend der Zuchthengst Leibjäger (geb. 1972 v. Kassio), der zunächst zwei Decksaisons in Lüdinghausen/Westfalen verbrachte und anschließend in die USA abgegeben wurde, und die hochdekorierten Stuten Liuba (geb. 1970 v. Kassio), Larthi (geb. 1974 v. Kassio) und Liebesgabe (geb. 1981 v. Cornelius).

Liuba war eine der erfolgreichsten Ausstellungsstuten des Gestüts Nannhofen, zweimal errang die bewegungsgewaltige, typvolle Stute den Reservetitel auf bayerischen Landesschauen. Leider war ihre Nachzucht vom Pech verfolgt, ihre Töchter gingen alle sehr jung ein, sodass heute von dieser Stute keine Nachzucht mehr im Gestüt vorhanden ist. Den umgekehrten Weg beschritt ihre rechte Schwester Larthi - bei ihr reichte es auf Schauen "nur" zu hohen Platzierungen in ihrer Altersklasse, dafür schenkte sie dem Gestüt eine wahre Phalanx an überragender weiblicher Nachzucht. Ihre Töchter Lillemor, Siegerstute der Bayerischen Landesschau 1988, Laudatio, Mutter des S-Dressurpferdes Lafredo, Ladakh, Ic-Preisträgerin der Landesschau, und Lobby, Siegerstute der Zentralen Eintragung 1992, kommen in Typ, Bewegungsmanier und Zuchtzuverlässigkeit in einem Guss daher und legen beredtes Zeugnis von der durchschlagenden Vererbungskraft ihrer Mutter ab. Larthis Sohn Laertes blieb Hengst und bewährte sich bis zur mittelschweren Klasse im Dressursport.

Etwas edler in ihrer Gesamterscheinung war Libussas Cornelius-Tochter Liebesgabe II, auf der Landesschau 1988 ebenfalls hoch bewertet. Ihre Polarwind-Tochter Liebenswerte verkörpert das noble, großrahmige, mit besten Bewegungen ausgestattete Zuchtstutenmodell mit erfolgreich abgelegter Leistungsprüfung. Die Stute vertrat ihre Familie im Gestüt Nannhofen, bis sie bei einem tragischen Weideunfall Ende 2005 ums Leben kam. Jetzt ruhen die Hoffnungen für den Erhalt der Linie auf ihrer letzten Polarpunkt-Tochter.

Foto: Martin Seitz

Die hochbewertete Polarpunkt-Tochter wird dereinst ihre Mutter Liebenswerte in der Nannhofener Herde ersetzen

Foto: Alexandra Gräfin Dohna

Zweimalige Reservesiegerin der Landesschau Bayern: Liuba

Foto: Alexandra Gräfin Dohna

Eiferte Mutter und Großmutter in ihrer Fruchtbarkeit nach und ist Mutter einer ganzen Phalanx an erfolgreichen Schaustuten: Larthi

Foto: Sabine Burre

Lillemor war Siegerstute der Landesschau Bayern 1988

Foto: unbekannt

Lobby war Siegerstute der Zentralen Stuteneintragung 1992