Libussa
09/02887/63 - Familie O238A Libelle (Lotzbeck-Nannhofen)
Maße: 1.62/185/19.5 - Bewertung: 2,2,2/2,2 (Dr. F. Schilke)
Libussa ist die Hauptexponentin der in Nannhofen begründeten Libelle-Familie in ihrem Heimatgestüt. Die Familie ist dank Libussas züchterischer Leistung der fruchtbarste Nannhofener Stutenstamm, die Familie mit den meisten Schauerfolgen und zudem die Familie, deren Vertreter für den Löwenanteil der Züchterprämien aus Turniersportplatzierungen im Hause Lotzbeck sorgen. Obschon mit Linda V, Lido und Liberté noch drei Vollschwestern der Libussa in Nannhofen gezogen worden waren, war doch die Entscheidung der Baroness Lotzbeck für ausgerechnet diese Dunkelfuchsstute in ihrer Zucht goldrichtig. Pedigree Der Vollblüter Pindar xx war der erste Beschäler in Nannhofen, so stellte sich nicht die Frage, von welchem Hengst Libelle ihre Fohlen haben würde. Es spricht für den Hengst (und im Übrigen ebenso für seinen Nachfolger Kassio), dass er sowohl zu den Altstuten passte, die Baroness von Lotzbeck zum Teil auf Anraten von Dr. Schilke angekauft hatte, als auch zu dieser als Reitpferd gekauften Totilas-Tochter. Pindar xx war ein außerordentlich trockener, stolzer Hengst mit viel Männlichkeit und viel Aufsatz. Er war hart leistungsgeprüft: In fünf Rennsaisons lief er 35 Rennen, z.T. in Belgien. Elf dieser Rennen konnte er gewinnen, bei allen anderen kam er noch immer im Geld an. Seine Kinder waren im Allgemeinen nervig und hart mit viel Springvermögen. Zwei seiner Söhne fanden den Weg in die Zucht: Über seinen genialen Enkel Ibikus setzte sich der Schmoel gezogene Pindar xx-Sohn Loretto ein wohl so schnell nicht verblassendes Denkmal. Mit der Nannhofener Stute Goldene v. Kobalt brachte Pindar xx den Beschäler Goldtopas, mit der Nannhofenerin Grete die DLG- und Bundessiegerstute Griseldis. Die ursprüngliche Familienbegründerin Lore ist eine der vielen Stuten, die nach dem Krieg ohne Papiere, aber mit dem Brand der doppelten Elchschaufel auf dem linken Hinterschenkel aufgefunden wurden. Ihre beiden fuchsfarbenen Perserfürst-Töchter Loni und Lia konnten interessante Familien begründen. Libelle kam 1961 als neunjähriges Pferd über die Reitpferdeauktion in den Stall der Baroness von Lotzbeck. In Rantzau gezogen und für eine DLG-Ausstellung ausgewählt, hatte die Stute bereits gute Fohlen gebracht, galt aufgrund eines Scheidenrisses jedoch als zuchtuntauglich. Libelle war ein hervorragendes Reitpferd in Nannhofen, bis sie nach einem Sturz im Gelände lahm ging und so mehr zufällig erneut zum Zuchteinsatz kam. Neben vier Töchtern des Pindar xx, die allesamt zu züchterischem Einsatz gelangten (Linda bei Johannes Thurmann, Lido im Gestüt Hörstein sowie Liberté in Großbritannien und später in Neuseeland) brachte Libelle noch einige Sportpferde. Liebau ging im Dressursport bis zur Klasse L erfolgreich; Wind II war in Spring- und Vielseitigkeitsprüfungen bis Klasse L "im Geld", und Libretto, der im Gestüt Liftboy hieß, ging vielfach siegreich und hoch platziert aus Materialprüfungen hervor. Nachzucht Von Libussas zwölf Fohlen waren nur drei Stuten, die von großer Ausnahmequalität waren - und zwar sowohl, was das Exterieur anging, als auch, was Fruchtbarkeit und Vererbung betraf. Liuba und Larthi waren tiefe, rumpfige Mutterstuten mit Typ und Gang, Liebesgabe in allem etwas edler und feiner. Libussas Söhne waren alle sehr groß, dabei aber harmonisch - und gute, angenehme Reitpferde. In den Sport ging lediglich der über die Reitpferdeauktion verkaufte Lehar, er kann Erfolge in Dressurprüfungen bis zur Klasse M vorweisen.
Liuba v. Kassio wurde Verbandsprämienstute, errang zweimal auf bayerischen Landesschauen den Reservesieg (1973 und 1978) und war auf der Bundesschau in Verden 1975 Ib-Preisträgerin. Die 1.65 m Stock große Stute gehörte zu ihrer Zeit zweifellos zu den besten Trakehnerstuten des Zuchtbezirks Bayern und weit darüber hinaus. Um so bedauerlicher ist es, dass diese außergewöhnliche Stute keine Nachfolgerin in der Zucht hat. Liubas Kinder machten eher als Reitpferde von sich reden - vom vielseitig bis Klasse L erfolgreichen Liliom über das beliebte Reitpferd der Gestütslehrlinge, Limmat, bis hin zu Söhnen, die in allen Sportdisziplinen erfolgreich waren, reicht das "Angebot" aus den 13 Fohlen, das diese auch vom Umgang und Charakter her überaus noble Stute der Trakehnerzucht in 17 Zuchtjahren machte. Ligist war M-Dressurpferd, Lirurg in Springen bis Klasse M erfolgreich und Livius war Fahrpferd bis zur selben Klasse.
Leibjäger v. Kassio, 1974 gekört und 1975 in Medingen leistungsgeprüfter 1.72 m Stock großer Fuchs, wird im Hengstbuchwie folgt beschrieben: „Bei Übergröße doch sehr harmonisch in allen Proportionen und auffallend leichtfüßig in der Art sich zu bewegen, und zwar in allen drei Gangarten.“
In allem eine Spur edler als ihre rechte Schwester Liuba war die apart gezeichnete Dunkelfuchsstute Larthi. Obschon dreijährig ebenfalls mit besten Noten eingetragen, stand die 1.62 m Stock große Stute ihrer Schwester doch in den ganz großen Erfolgen auf Landesschauen nach. Doch sie war es, die mit fünf weit überdurchschnittlichen Töchtern die Familie auf eine ganz breite Basis im Gestüt Nannhofen stellte.
Die Nachzucht der nach einer norwegischen Stadt benannten Larthi ist bemerkenswert: Legat blieb ungewöhnlich zu seiner Zeit auch als Reitpferd Hengst und hat Erfolge in Dressurprüfungen bis zur Klasse S errungen. Lillemor war Siegerstute der Bayerischen Landesschau 1988 und ersetzte zusammen mit ihrer Halbschwester Laudatio die Mutter würdig in der Nannhofener Stutenherde. Laudatio, mit den Noten 9,9,7/9,9 eingetragen und mit einer Zuchtleistung von 11/11 aufwartend, wurde Mutter des S-Dressurpferdes Lafredo (Martina Hertwig, Bremen), und Großmutter des Jagdpferdes Lucca aus Lafredos Vollschwester Lebensfreude.
Ladakh gehörte zur Ausstellungskollektion des Gestüts bei der Landesschau 1988 (Ic-Preis). Lobby war Siegerstute der Zentralen Stuteneintragung Bayern 1992. Larthi II schließlich, vom Vollblüter Frescobaldi xx stammend, vertrat ihre mütterliche Familie und ihre erfolgreiche Zuchtstätte in der renommierten Zucht von Carl Gebauer in Köln. Larthis Töchter kommen in Typ und Bewegungsmanier in einem Guss daher und legen beredtes Zeugnis von der durchschlagenden Vererbungskraft ihrer Mutter ab. Leibfuchs v. Kassio wurde zur Körung vorgestellt, schaffte aber das Klassenziel nicht und ging über die Auktion nicht gekörter Hengste. Perfekt in den Reigen der Stuten aus der Libelle-Familie passt auch Libussas letzte Tochter Liebesgabe II v. Cornelius. Noch eine Spur edler als ihre Halbschwestern und wie diese auf der für das Gestüt so erfolgreich verlaufenen Landesschau Bayern 1988 hoch prämiert (Ib), brachte die 1.63 m Stock große Stute sieben Fohlen in neun Zuchtjahren, darunter vier eingetragene Töchter. Liebesgabes Tochter Liebenswerte verblieb in der Nannhofener Zucht, brachte vor ihrem tragischen Tod bei einem Weideunfall zwei Stutfohlen v. Polarpunkt. Text und ©: Karin Schweiger 2008 |