In Memoriam:

Lucca - der Jagdheld

An die 50 Schleppjagden hat Lucca (oder Eli, wie er im Gestüt genannt wurde) mit seinem Besitzer und Reiter bravourös gemeistert. Im Juli riss ihn ein Unfall - gerade mal elfjährig - aus dieser Welt. Clemens von Welck erinnert sich.

Ich habe Lucca im Herbst 2000 fünfjährig gekauft. Baroness Lotzbeck gab ihn mir sehr günstig, da er nicht einfach im Umgang war und sie ihn nicht normal verkaufen konnte, sondern schon überlegt hatte, ihn zum Metzger zu bringen. Lucca hatte mit Aushilfskräften auf dem Gestüt ein traumatisches Erlebnis und ließ sich seitdem nur von wenigen Menschen anfassen.

Lucca war etwa 1,73 m Stockmaß groß, hatte einen guten Schritt, einen wunderbaren Galopp und einen etwas knappen Trab. Er war springfreudig und sehr ausdauernd. Ein sehr guter Kamerad, immer gut gelaunt und leistungsbereit. Er wollte täglichen Besuch, sonst war er beleidigt. Er wieherte freundlich, um auf sich aufmerksam zu machen und etwas zu naschen zu ergattern. Lucca war mein bestes Pferd.

Wir holten Lucca am 1. Dezember in Nannhofen ab. Ohne Schwierigkeiten ließ er sich verladen, und am Abend setzte ich mich ohne Sattel nur mit Halfter auf ihn und ritt ihn im Schritt ins Gelände. Ich hatte ihn nicht ausprobiert.

Lucca wurde gleich in die Paddockbox zusammen mit unserer kleinen Hannoveranerstute Maurizia (Rize) gestellt, und die beiden verstanden sich auf Anhieb. Im ersten Winter fror Lucca noch etwas im Paddock mit seinem feinen Haarkleid, da Rize Frischluftfanatiker ist und bei jedem Wetter am liebsten auf der Weide steht. Das änderte sich in den Folgejahren, er bekam ein richtig dickes Fell.

Bei den fast täglichen Ausritten zusammen mit Rize verlor Lucca jede Scheu vor seiner Umwelt. Nur fremde oder ungestüme Menschen hat er bis zum Schluss nicht gerne an sich rangelassen. Die Arbeit in der Halle war nicht seine Welt.

Im Herbst 2001 ging er seine erste Meutejagd in Sedlbrunn hinter der Bayern-Meute unter Toni Wiedemann. Er war wegen der Hunde und der scharfen Galopps noch sehr aufgeregt, hatte aber gleich viel Freude an den Jagdsprüngen. Es folgten noch insgesamt fast 50 Schleppjagden, bei denen Lucca in den letzten beiden Jahren als Equipagenpferd hervorragende Dienste leistete. Die Hunde konnten beim Anlegen der Schleppe unter ihm durchrennen, ohne dass er eine Miene verzog. Beim Curree und in den Pausen war er immer das Lieblingspferd der Mädchen, die ihn gerne trockenritten.

Meine Frau hat ihn erst später angefangen zu reiten, fand aber dann immer mehr Gefallen daran und ritt ihn dieses Jahr beim Junghundetraining der Hardtmeute in Frankreich und bei der Frühjahrsjagd in Marbach zum Schleppe legen. Lucca wurde nur auf Wassertrense geritten und ließ sich trotzdem immer leicht zurücknehmen, auch im vollen Galopp im Jagdfeld. Er machte über Hindernisse gewaltige Sätze, was dazu führte, dass ich immer das Gesicht verzog.

Seine letzte Jagd ging er als Equipagenpferd bei einer Vier-Meuten-Jagd in Mittelreidenbach/Pfalz am 8. Juli mit über 70 Hunden.

Trotz der strammen Jagden hatte Lucca nie eine dicke Sehne. Eine Schulterlahmheit wurde durch einen Chiropraktiker behoben und trat nach der starken Bemuskelung durch das Jagdtraining nie wieder auf. Aufgrund der Haltungsweise schwitzte er im Winterhalbjahr bei der Arbeit sehr, sodass er im vergangenen Winter erstmal mit großem Erfolg geschoren wurde. Das Scheren war nicht einfach. Die Decke, die ihn wie ein Astronautenpferd aussehen ließ, störte ihn aber gar nicht.

Am 16. Juli nahm ich als Schwedenoffizier am historischen Festspiel der Kinderzeche teil. Beim Umzug, ließ sich Lucca etwa nach der Hälfte der Strecke von einem anderen scheuenden Pferd anstecken, stieg, rutschte mit der Hinterhand auf dem Kopfsteinpflaster aus, knallte auf die linke Seite und brach sich dabei das Genick, zuckte noch zweimal mit den Beinen und war auf der Stelle tot. Ich lag noch mit einem Bein unter ihm, versuchte den Sattelgurt zu lösen, aber ich konnte nichts mehr für ihn tun.

Sein größter Fan war mein kleiner amerikanischer Neffe, dessen Zimmer in Boston mit Lucca plakatiert ist. Lucca ist das Synonym für Pferd für ihn. Auf die Nachricht vom Unfall bekam ich Folgendes mitgeteilt: „Der kleine Mann erklärte gestern, dass Lucca bei seinem nächsten Besuch vom Pferdehimmel geflogen kommt und er ihn dann für dich reparieren wird ...“

Luccas Vater El im Cal xx, geb. 1982 v. Feroce xx. Der Hengst stand im Besitz von Paul Schockemöhle und Nelson Pessoa, gewann 6-jährig Springen der Klasse M und war 3. der HLP in Münster. Der Trakehnerzucht hinterließ er den Hengst Kafka und 38 Töchter Damentrio mit Power: Luccas Mutter Lebensfreude (rechts), seine Großmutter Laudatio (links) und seine Urgroßmutter Larthi (Mitte)

Lucca v. El-im-Cal xx u.d. Lebensfreude v. Frescobaldi xx

Mächtige Sätze ...

Nickerchen mit Freundin Rize

Der Jagdprofi

Kluges, ruhiges Auge

Zum ersten Mal im Wasser

Mit Dauerwelle

Das Mädelspferd - sie liebten ihn alle ...

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